38c3 Energiebunker Wilhelmsburg
Ein Leuchtturm der Energiewende: Viel zu lange war der alte Flakbunker in Wilhelmsburg ein architektonischer Schandfleck. Heute ist das ehemalige Kriegsbauwerk ein weltweit einzigartiges Beispiel für den innovativen Umgang mit erneuerbaren Energien und ein Vorreiter für andere regionale Kraftwerke weltweit. Beim Rundgang durch das Gebäude erfahrt ihr mehr über die Entwicklung des Energiebunkers vom Kriegsbauwerk hin zu einem innovativen Leuchtturmprojekt der Energiewende. Im Anschluss könnt ihr im Café vju den unvergleichlichen Panoramablick über die Stadt Hamburg genießen.
Geschichte und Metamorphose
Noch vor wenigen Jahren bot sich den Menschen in der Neuhöfer Straße ein Bild aus einer dunklen Vergangenheit: Auf einer Fläche, die fast dreieinhalb Fußballfelder umfasst, ragte ein umzäunter dunkelgrau-schwarzer Betonklotz 42 Meter in den Himmel - ein Relikt aus dem Zweiten Weltkrieg. Da stand dieser Flakbunker, der mit seiner zerschundenen Fassade von Not, Angst und der Sinnlosigkeit des Krieges erzählte, ohne ins Hier und Jetzt zu passen.
Zwischen 1942 und 1944 waren sowohl der Stahlbetonkoloss in Wilhelmsburg als auch sein Pendant auf dem Heiligengeistfeld als Zeichen der Stärke des damaligen Deutschen Reiches erbaut worden. Neben dem Schutz der Zivilbevölkerung bei Bombenangriffen dienten die beiden Bunker mit ihren Flugzeugabwehrkanonen (kurz: “Flak”) vor allem der Luftabwehr. Nach dem Zusammenbruch des Naziregimes entschieden sich die Alliierten, den beiden Mega-Bunkern den Garaus zu machen. 1947 sprengte die britische Armee den Innenraum des Flakbunkers in Wilhelmsburg, um ihn für einen erneuten kriegerischen Nutzen unbrauchbar zu machen. Die folgenden 60 Jahre witterte das Bauwerk ungenutzt vor sich hin.
Mit Beginn der Internationalen Bauausstellung (IBA), die von 2006 bis 2013 in Hamburg statt fand, fiel schließlich der Startschuss für die neue Nutzung der maroden Kriegsruine: In Wilhelmsburg sollte ein Ökokraftwerk entstehen - eine Zukunftsvision in einem Mahnmal aus der Vergangenheit.
Technologien
Heute liefert der Energiebunker Ökostrom und vor allem Wärme für das gesamte Reiherstiegviertel in Wilhelmsburg. Der Energiebunker ist ein großartiges Beispiel dafür, wie ein ganzes Quartier mit erneuerbaren Energien versorgt werden kann. Damit Mensch und Tier es zu Hause in Wilhelmsburg schön warm haben und genügend Strom fließt, kommen verschiedene umweltschonende Technologien zum Einsatz.
Solarenergie
Auf dem Dach und an der Südseite des Energiebunkers sind über 2.000 Quadratmeter Solarkollektoren und -zellen angebracht, die die Sonnenstrahlen über Hamburg einfangen. Die Solarthermieanlage auf dem Dach erzeugt dabei Wärme, die Photovoltaikanlage an der Südseite den Strom.
Abwärme
Aus einem benachbarten Industriegebiet wird Abwärme in den Energiebunker geleitet, dort gespeichert und als Wärme an die Verbraucher weitergegeben.
Kraft-Wärme-Kopplung
Zwei mit städtischem Biogas vom Hamburger Klärwerk betriebene Blockheizkraftwerke (BHKW) im Inneren des Energiebunkers sorgen Dank Kraft-Wärme-Kopplung für Strom und Wärme. Eines der BHKWs wird mit Biomethan betrieben. Damit in Wilhelmsburg nie die Heizung ausgeht, sichern drei Spitzenlastenkessel die Wärmeversorgung zu außergewöhnlichen Stoßzeiten ab.
Speicher
Den größten Platz im Energiebunker nimmt der Wärmespeicher ein. Dieser Großpufferspeicher fasst zwei Millionen Liter Wasser - das entspricht zwei tausend Kubikmeter. Das Wasser dient als Speichermedium für die Wärmeenergie, die im Laufe des Tages aus der industriellen Abwärme, den Sonnenkollektoren und BHKWs in den Speicher eingespeist wird. Der Speicher selbst ist besonders gut isoliert und sorgt so dafür, dass insbesondere zu Spitzenzeiten genug Wärme für die Elbinsel vorhanden ist.
Lokale Nutzung
Die Bilanz des Energiebunkers in Wilhelmsburg kann sich sehen lassen: Die Gesamtleistung der Wärmeerzeugung entspricht mit gut 16.500 Megawattstunden dem Verbrauch von mehr als 2.000 Haushalten und ist in Zukunft weiter ausbaufähig. Darüber hinaus gewinnt der Energiebunker noch so viel Strom aus erneuerbaren Ressourcen wie etwa 1.000 Hamburger Haushalte verbrauchen. Auf diese Weise werden jedes Jahr fast 5.000 Tonnen klimaschädigendes CO2 eingespart.
Daten
- Touren:
- Tag 3 (29.12.) 14:00 Uhr (Deutsch)
- Tag 3 (29.12.) 15:00 Uhr (Englisch)
- Dauer: 1 Stunde
- Sprache: Deutsch, Englisch
- Kosten: kostenlos
- Treffen am Hackertours-Desk: wie oben angegeben.
- Location: Energiebunker, Bus 13 Haltestelle Veringstraße
- Veranstalter: Hamburger Energiewerke GmbH
- Barrierefreiheit: Es gibt einen Fahrstuhl, der euch in jedes Stockwerk bringt. Das Dach ist nicht barrierefrei erreichbar: Bei Bedarf könnt ihr statt des Dachs die Aussichtsplattform besichtigen.